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9 alte Trauerbräuche, die auch heute noch angewendet werden

Simone Heydel • Juni 07, 2022

Hallo und willkommen auf dem Bestattungs-Blog. Mein Name ist Simone Heydel und ich unterstütze Michael Langner beim Verfassen von Beiträgen rund um Tod und Bestattungen.


Trauerbräuche sind kleine Rituale, die die Angehörigen durchführen, um den Verstorbenen zu ehren. Die eigentlichen Beweggründe sind längst vergessen, aber trotzdem werden die meisten Gepflogenheiten heute noch angewendet. 

In diesem Artikel stelle ich Ihnen die Bräuche etwas genauer vor. Ich gehe auf die Bedeutung von damals und heute ein. 


Vieles, was in unserer Zeit mit Tod und Trauer zusammenhängt, hat seinen Ursprung im Christentum. Doch auch vorchristliche Traditionen und eine gute Portion Aberglaube spielen dabei eine Rolle und wurden letztendlich in den Trauerbräuchen vermischt.

Dies hier sind die wohl bekanntesten Rituale aus alten Zeiten: 


Ein Fenster öffnen


Früher glaubten die Menschen, dass die Seele eines Verstorbenen den Raum nur verlassen kann, wenn ein Fenster geöffnet wurde. Durch den Mund trat die Seele aus dem Körper aus und stieg dann zum Himmel auf.


Auch heute öffnen manche Menschen das Fenster oder die Tür des Sterberaumes. Sei es, um die Seele entweichen zu lassen oder einfach nur frische Luft in das Zimmer zu lassen. Dies kann sich auch befreiend für die Angehörigen anfühlen. 


Augen und Mund verschließen 


Die Menschen damals verschlossen Augen und Mund des Verstorbenen, damit er seine Ruhe findet und niemanden nachholt. Auch die Angst, dass der Tote als Wiedergänger zurückkommen könnte, war groß.


Heute wird dem Toten dadurch hauptsächlich ein würdevolles Aussehen gegeben. 

Die Totenwache


Früher wurden die Verstorbenen zu Hause gewaschen, angezogen, aufgebahrt und bewacht bis zum Tag der Beerdigung. Die Leute glaubten, dass man in einem Sterbehaus nicht schlafen durfte, wenn man nicht nachgeholt werden wollte. Auch wollten die Angehörigen die Toten vor Dämonen, dem Teufel und anderen Gefahren beschützen. Sie stellten beispielsweise geweihte Kerzen neben dem Totenbett auf. Diese durften nicht verlöschen, solange der Leichnam im Hause war.


Auch heute ist es wieder möglich, den Verstorbenen noch einige Zeit zu Hause zu behalten und in Ruhe Abschied zu nehmen, bevor er dem Bestattungsinstitut übergeben wird. Je nach Bundesland gibt es verschiedene Reglungen.

In Pflegeheimen gibt es auch die Möglichkeit, die Verstorbenen noch eine Weile für die Angehörigen aufzubahren.


Spiegel verhängen


Wenn jemand gestorben war, wurden im Haus alle Spiegel verhängt oder von der Wand genommen. Damals glaubten die Menschen, dass sich die Seelen darin spiegeln und jemanden mit in den Tod nehmen könnten. Andere glaubten, sie würden sonst als Geist weiterexistieren. 


Auch heute nehmen noch Angehörige die Spiegel im Haus ab. Das geschieht aus Respekt gegenüber den Toten, da es Wichtigeres gibt als Eitelkeiten in der Trauerzeit. 

Eine Kerze anzünden


Die sogenannte Sterbekerze sollte dem Verstorbenen auf dem Weg in die Ewigkeit leuchten und auch zu innerer Erleuchtung verhelfen. Eine weitere Funktion der Kerzen war das Vertreiben von Geistern. In Kombination mit Rosmarin, anderen Kräutern und Zitronenduft wollte man Dämonen abwehren.


Bis heute entzündet man Kerzen im Gedenken an Verstorbene und als Symbol des Lebenslichts. 


Das Läuten der Totenglocken


Die Totenglocken, auch Sterbeglocken genannt, wurden am Morgen oder Abend des Tages geläutet, an dem ein Gemeindemitglied das Zeitliche gesegnet hatte. Der Tod wurde buchstäblich “ausgeläutet”. Dafür wurden meist die größten Glocken verwendet, die es gab.


Noch heute werden nach einem Trauergottesdienst oder einer Andacht die Glocken geläutet. 


Die letzte Ehre erweisen


Wenn die Trauergemeinde am Grab angekommen ist und der Sarg herabgelassen wurde, wird Abschied genommen. Früher wurden mehrere Handvoll Erde auf den Sarg geworfen. Das symbolisierte das gemeinsame Zuschaufeln des Grabes und auch die Vergänglichkeit des Körpers. 


Heute noch wird Erde als Symbol für Vergänglichkeit in das Grab geworfen. Blumen, die für das ewige Leben stehen, sind eine Alternative. Es wird gesagt, dass viele Menschen das Geräusch von Erde, die auf den Sarg fällt, als bedrückend und unangenehm empfinden. 

Der Leichenschmaus


Als Kind hat mir dieses Wort immer Angst gemacht. Glücklicherweise wird der Leichenschmaus heute Trauerbrot oder Trauerkaffee genannt. Früher war der Leichenschmaus vor allem auch für diejenigen gedacht, die eine weite Anreise hatten. Außerdem sollten sich die Sargträger und Totengräber nach ihrer schweren Arbeit stärken können.


Heutzutage trifft man sich nach der Bestattung zum Essen, um dem Verstorbenen zu gedenken und gleichzeitig zu zeigen, dass das Leben weitergeht. Es werden Anekdoten und Geschichten aus dem Leben des Verstorbenen erzählt. Es darf natürlich auch gelacht werden. 


Angemessene Trauerkleidung


Die Kleiderordnung für Hinterbliebene von Verstorbenen war genauestens geregelt. Im Trauerjahr wurde nur schwarz getragen und nach einer festgelegten Zeit durften graue oder weiße Accessoires kombiniert werden.


Heute ist das nicht mehr so streng. Die Trauernden tragen das, wonach sie sich fühlen. Das Tragen von Schwarz ist aber immer noch üblich. 



Fazit


Wenn sich auch die Gründe für manche Bräuche mit der Zeit gewandelt haben, so sind sie uns doch immer noch erhalten geblieben. Die Angst davor, vom Verstorbenen mitgenommen zu werden, steht nicht mehr im Vordergrund. Vielmehr soll heutzutage das liebevolle Andenken gewahrt und Respekt erwiesen werden. 


Welche Bräuche kennen Sie noch und welche der oben genannten führen Sie in ihrer Familie noch durch?


Es grüßt Sie Simone Heydel vom Bestattungs-Blog.

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